Mit Vitamin D gegen COVID-19?
Seit Beginn der Corona-Pandemie gab es kontroverse Debatten um mögliche präventive und therapeutische Wirkungen von Vitamin D. Sehr früh wurde das “Sonnenhormon” von interessierter Seite als vermeintliches “Wundermittel” postuliert. Die folgende Übersicht zum Thema “Vitamin D und COVID-19” fasst die wissenschaftliche Datenlage zusammen; am Ende des Artikel finden sich laufend Updates.
Vitamin D im Kontext der Corona-Pandemie
Im Laufe der Corona-Pandemie wurde schnell deutlich, dass ernährungsmitbedingte Erkrankungen wie Adipositas, Hypertonie, Diabetes Typ 2 und das metabolische Syndrom relevante Risikofaktoren für schwere Krankheitsverläufe und erhöhte Sterblichkeit sind. Entsprechend berechtigt ist der ernährungsmedizinisch begründete Hinweis, dass sich die COVID-19-Krankheitlast durch Ernährungsprävention vermutlich erheblich reduzieren ließe (Muscogiuri et al. 2020).
Im Zusammenhang mit diesen potenziell beeinflussbaren Risikofaktoren rückte schnell Vitamin D in den Fokus (Mitchell 2020, Biesalski 2020). Die ersten Vitamin-D-Empfehlungen stammten nicht von Wissenschaftlern oder Gesundheitsorganisationen, sondern von Bloggern und Influencern, die ihren Followern Vitamin D zur Prävention von Infektionen mit SARS-CoV-2 empfahlen.
Angesichts der Bedeutung von Vitamin D für das Immunsystem und des ökonomischen Potenzials der Supplemente war das wenig überraschend. Die Tatsache, dass es zunächst weder einen Impfstoff noch eine etablierte Arzneimitteltherapie von COVID-19 gab, tat ihr Übriges. Dazu kam das psychologisch verständliche Bedürfnis vieler Menschen nach mehr Selbstwirksamkeit angesichts einer als bedrohlich empfundenen Pandemie, der man vermeintlich hilflos ausgeliefert ist. Diese Gemengelage sollte den nüchternen Blick auf die Studienlage jedoch nicht trüben.
Sowohl in Pandemie-Zeiten als auch sonst müssen Empfehlungen zur Supplementation mit Mikronährstoffen wissenschaftlich fundiert und evidenzbasiert sein. Umgekehrt darf die Tatsache, dass Vitamin D seit Langem als „Quasi-Wundermittel” gegen alle möglichen Krankheiten mit völlig überzogenen und längst widerlegten Heilsversprechungen beworben wird, nicht voreilig und ungeprüft zu dem Schluss führen, dass es auch im Zusammenhang mit COVID-19 völlig wirkungslos ist.
Hinweise aus Laborstudien
Die physiologische Bedeutung von Vitamin D für ein funktionierendes Immunsystem ist gut erforscht und völlig unstrittig. Vor diesem Hintergrund vertreten einige Autoren die Hypothese, dass die Häufung von Atemwegsinfekten und der saisonale Höhepunkt der Grippe im Winter/Frühjahr eine Folge der dann besonders niedrigen Vitamin-D-Spiegel sind (Cannell et al. 2006). Die entsprechenden Assoziationsstudien sind zahlreich (Gunville et al. 2013).
In Zellversuchen wurden schon vor längerer Zeit beobachtet, dass Vitamin D im Lungengewebe eine virushemmende Wirkung haben kann (Beard et al. 2011). Aussagekräftiger als einzelne Studien an isolierten Zellen im Labor sind aber sogenannte Metaanalysen, die große Studien mit vielen Menschen zusammenfassen.
Und diese Metaanalysen liefern ein differenziertes Bild, das aber eigentlich ganz einfach ist: Zur Prävention von grippalen Infekten, von viralen Atemwegserkrankungen und auch von Influenza ist eine Vitamin-D-Supplementation nur dann wirksam, wenn vorher ein Vitamin-D-Mangel bestand (2-OH-D3-Konzentration im Blutserum < 30 nmol/l; entspr. < 12 ng/ml) (Martineau et al. 2019). Wer ohnehin einen guten Vitamin-D-Status hat (das heißt, die Serumkonzentration liegt > 50 nmol/l), der erfährt durch zusätzliches Vitamin D auch keine präventive Wirkung.
Offensichtlich ist Vitamin D (anders als bestimmte Medikamente) nicht an sich antiviral wirksam, sondern ein Vitamin-D-Mangel erhöht umgekehrt die Anfälligkeit für Virusinfekte der Atemwege. Ist ein vorliegender Mangel gezielt behoben, ergibt sich durch die zusätzliche Supplementation kein Vorteil (Martineau et al. 2019).
Studien zu Vitamin D und COVID-19
Wechselt man von den Laborversuchen zur Human-Epidemiologie, wird die Studienlage zum Zusammenhang von Vitamin D und COVID-19 widersprüchlich (Prietl et al. 2013). Erste Studien aus den Anfangswochen der Corona-Pandemie schienen zu bestätigen, dass ein Vitamin-D-Mangel ursächlich für eine COVID-19-Erkrankung ist: Beispielsweise wurde wiederholt gezeigt, dass schwer erkrankte COVID-19-Patienten häufiger einen Vitamin-D-Mangel haben als die Durchschnittsbevölkerung oder als symptomfreie Patienten (Merzon et al. 2020, Kaufman et al. 2020).
Auch in einer größeren US-amerikanischen, rückblickenden Kohortenstudie mit 489 COVID-19-Patienten wurde gezeigt, dass Bevölkerungsgruppen mit statistisch (!) schlechterer Vitamin-D-Versorgung (Ältere, Pflegeheimbewohner, Afroamerikaner) häufiger und schwerer erkranken als Menschen mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung (> 20 ng/ml) (Meltzer et al. 2020). Andererseits konnte die Autoren einer deutsch-österreichischen Studie mit 109 COVID-19-Patienten keinen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status und Krankheitsschwere oder Lungenfunktion feststellen (Pizzini et al. 2020).
Der Großteil dieser Daten ist allerdings praktisch ohne Aussagekraft, da entweder entscheidende Störfaktoren nicht berücksichtigt oder der Vitamin-D-Spiegel erstmals zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme erfasst wurde. Weshalb ist gerade dieser zweite Punkt so kritisch? Wenn ein Patient mit schwerer COVID-19-Symptomatik ins Krankenhaus aufgenommen wird und dort ein Vitamin-D-Mangel festgestellt wird, dann heißt das noch lange nicht, dass dieser Patient bereits früher, also zum Zeitpunkt der Infektion, einen Vitamin-D-Mangel hatte. Genauso wenig ist das ein Beweis dafür, dass dieser Vitamin-D-Mangel die Ursache der COVID-19-Erkrankung ist.
Was ist „umgekehrte Kausalität”?
Hinter diesem in Studien beobachteten Zusammenhang steckt viel eher ein Effekt names „umgekehrte Kausalität”: Im Rahmen einer akuten, schweren Infektion sinkt der Vitamin-D-Spiegel nämlich kurzfristig drastisch ab (Sattar et al. 2012). Ein bei Krankenhausaufnahme gemessener, niedriger Vitamin-D-Spiegel ist also möglicherweise Folge (und nicht Ursache) der COVID-19-Erkrankung.
Beispielsweise tritt ein Vitamin-D-Mangel überdurchschnittlich häufig bei Erkrankungen und Lebensumständen auf, die ihrerseits das COVID-19-Risiko erhöhen, also in hohem Lebensalter, bei Adipositas oder bei Diabetes Typ 2. Bereits in der Vergangenheit wurde darauf hingewiesen, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel z. B. bei anderen entzündlichen Erkrankungen Folge der Entzündung und eben nicht zwingend Erkrankungsursache ist (Autier et al. 2013).
Dies bestätigen zwei detaillierte Biobank-Analysen aus Großbritannien mit 656 bzw. 1.326 COVID-19-Patienten (Hastie et al. 2020, Raisi-Estabragh et al. 2020): Zwar erwecken die Rohdaten hier auf den ersten Blick ebenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad des COVID-19-Verlaufs und dem Vitamin-D-Status. Bezeichnenderweise verschwand dieser Zusammenhang aber, wenn die Wissenschaftler bekannte Störfaktoren ausschlossen: Weder eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung noch ein Vitamin-D-Mangel waren in diesen Biobank-Analysen mit der Krankheitsschwere oder der Sterblichkeit assoziiert.
Klinische Studien mit erheblichen Mängeln
Obwohl aktuell weltweit randomisiert-kontrollierte Interventionsstudien zur Anwendung von Vitamin D bei COVID-19-Patienten laufen (mit Hoch-Dosierungen von bis zu 200.000 I.E./Tag), gibt es bisher keinerlei aussagekräftigen Daten zur Wirksamkeit von Vitamin D am Menschen (Meltzer et al. 2020, Ebadi et al. 2020). Entsprechende Fallberichte und Pilotstudien sind meist nicht viel mehr als Anekdoten oder weisen erhebliche methodische Mängel auf. Zu diesen „erheblichen methodischen Mängeln” gehört es zum Beispiel, wenn die Patienten der Kontrollgruppe kein Placebo erhielten oder wenn die Vitamin-D-Einnahme nicht ausreichend kontrolliert wurde (Biesalski 2020, Castillo et al. 2020).
Die häufig als Beleg für die Vitamin-D-Wirksamkeit angeführte Studie von Castillo et al. 2020 ist ein weiteres typisches Beispiel dafür, was es bedeutet, wenn potenzielle Störfaktoren nicht ausreichend berücksichtigt werden. In dieser spanischen Studie wurden die COVID-19-Patienten bei Krankenhausaufnahme zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: Während die Patienten der Interventionsgruppe neben der Standardtherapie noch zusätzlich Vitamin D erhielten (0,5 mg Calcifediol), erhielten die Patienten der Kontrollgruppe nur die Standardtherapie (ohne Vitamin D). Anschließend wurde erfasst, welcher Anteil der Patienten in den folgenden Tagen aufgrund der Krankheitsverschlechterung auf die Intensivstation verlegt werden musste.
Tatsächlich zeigte sich: Während nur 2 % der Patienten aus der Vitamin-D-Gruppe auf der Intensivstation landeten, waren es sage und schreibe 50 % der Patienten aus der Kontrollgruppe ohne Vitamin D. Allerdings wies die Zusammensetzung der beiden Gruppen gravierende Unterschiede auf. So hatten in der Vitamin-D-Gruppe nur 6 % der Patienten einen Diabetes und 24 % Bluthochdruck; in der Kontrollgruppe (ohne Vitamin D) hatten dagegen 19 % der Patienten einen Diabetes und 57 % Bluthochdruck. Diabetes und Bluthochdruck sind entscheidende Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe.
Angesichts dieser Gruppenzuteilung überrascht nicht, dass die Patienten aus der Vitamin-D-Gruppe seltener auf die Intensivstation mussten. Wenn man die (relativ) Gesunden in die Vitamin-D-Gruppe packt und die (relativ) Kranken in die Kontrollgruppe, dann ist vorher klar, was herauskommt.
Offiziellen Empfehlungen sind eindeutig
Angesichts dieser Fakten stellt das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) wenig überraschend fest: „There is no evidence to support taking vitamin D supplements to specifically prevent or treat COVID-19” (NICE 2020). Und auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konstatiert in seiner Stellungnahme vom 10. September 2020: „Im Internet wird suggeriert, dass die Einnahme von (zum Teil sehr hoch dosierten) Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln vor einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 […] schützen kann. Es sind dem BfR keine Studien bekannt, die belegen, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten vor einer Infektion mit diesem Virus bzw. der Auslösung der Erkrankung schützt.“
Im Widerspruch zu diesen Fachempfehlungen raten verschiedene Einzelautoren zur pauschalen Gabe von hochdosiertem Vitamin D an alle COVID-19-Patienten (50.000 – 300.000 I.E., (Charoengamm & Holick 2020, Liu et al. 2020)) oder gleich an die gesamte Bevölkerung (10.000 I.E./Tag, (Grant et al. 2020)). Derartige experimentelle Empfehlungen sind weder durch klinische Erfahrung noch durch wissenschaftliche Evidenz abgesichert.
Mehr noch: Die Anwendung von hochdosiertem Vitamin D bei COVID-19-Patienten widerspricht dem grundlegenden Schutzprinzip der Medizin, dem primum nil nocere („zuerst nicht schaden”): Heilberufler sind verpflichtet, eine Maßnahme erst dann durchzuführen oder zu empfehlen, wenn erwiesen ist, dass der Nutzen größer ist als der Schaden. Das ist für diese Hochdosisempfehlungen nicht der Fall.
Dagegen sind Empfehlungen zur prophylaktischen Einnahme niedriger dosierter Vitamin-D-Präparate (beispielsweise in der Größenordnung von 2.000 I.E./d), wie sie an anderer Stelle vorgeschlagen werden (Benskin 2020), zwar ebenfalls ohne Wirksamkeitsnachweis. Zumindest sind diese Dosierungen aber gesundheitlich unbedenklich, so lange sie unterhalb des tolerable upper intake levels der europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) für Erwachsene liegen (max. 4.000 I.E./Tag).
Zusammenfassung der Datenlage
Fasst man die Datenlage zum möglichen Einfluss des Vitamin-D-Status auf das Erkrankungsrisiko und den Verlauf von COVID-19 zusammen, ergibt sich ein relativ eindeutiges Bild: Die physiologische Bedeutung von Vitamin D für eine funktionierende Immunabwehr ist unstrittig. Die biochemisch abgeleitete Hypothese, eine Vitamin-D-Supplementation könne sich positiv auf Erkrankungsrisiko und -verlauf auswirken, klingt zumindest plausibel.
In der Realität deuten epidemiologische Daten aus den USA und Europa dagegen auf eine umgekehrte Kausalität hin (Vitamin-D-Mangel als Folge, nicht als Ursache der COVID-19-Erkrankung) und lassen niedrige Vitamin-D-Spiegel als Marker eines aus anderen Gründen erhöhten Erkrankungsrisikos erscheinen (hohes Alter, Adipositas, Multimorbidität). Es gibt keine aussagekräftigen randomisiert-kontrollierten Studien zur Wirksamkeit einer Vitamin-D-Supplementation zur Prävention oder adjuvanten Therapie einer SARS-CoV-2-Infektion.
Und selbst die prominentesten Vertreter der Vitamin-D-Supplementation wie Michael F. Holick kommen aufgrund dieser Studienlage zu der Schlussfolgerung: „The efficacy of vitamin D is still unclear“ – die Wirksamkeit von Vitamin D ist unklar (Charoengamm & Holick 2020).
Wie hoch sollte der Blutwert für Vitamin D sein?
Angesichts der bevorstehenden dunklen Jahreszeit und der unklaren infektiologischen Entwicklungen ist eine gute Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung aus Public-Health-Perspektive ohne Zweifel empfehlenswert. Ein erneuter Lockdown dürfte sich ebenfalls tendenziell negativ auf den Vitamin-D-Status der Bevölkerung auswirken (Lanham-New et al. 2020).
Die anzustrebenden, optimalen Vitamin-D-Konzentrationen im Blut (25-OH-D-Serumkonzentrationen) bewegen sich gemäß internationalem Konsens zwischen 50 – 125 nmol/l (entspr. 20 – 50 ng/ml). Dieser Referenzbereich ist übrigens viel weniger umstritten als gerne suggeriert wird. Er wird beispielsweise sowohl vom US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM), den National Institutes of Health (NIH) als vom deutschen Robert Koch-Institut (RKI) offiziell vertreten. Bei diesem Referenzbereich handelt es sich also nicht um eine subjektive Meinung, sondern um die wissenschaftlich begründete Position der weltweit führenden Fachgesellschaften.
Sicherlich ist es der allgemeinen Gesundheit zuträglich, eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr sicherzustellen – falls nicht anders möglich, auch über Supplemente. Die dazu erforderliche Vitamin-D-Dosierung ist individuell allerdings sehr unterschiedlich und kann nur individuell festgelegt werden, nachdem der Blutwert bestimmt wurde. In Bezug auf den Schutz vor COVID-19 (und anderen viralen Atemwegsinfekten) am sinnvollsten ist die Supplementation vermutlich bei Menschen mit einer niedrigen Ausgangsserumkonzentration von unter 25 nmol/l (McAuliffe et al. 2020).
Eine präventive oder therapeutische Wirkung von Vitamin D hinsichtlich COVID-19 kann zwar behauptet und vermutet werden – aktuell gibt es dafür aber keinen klinischen Beweis.
Fazit für die Praxis
Auf dieser Datenbasis kann man für sich persönlich natürlich trotzdem zu anderen Schlussfolgerungen kommen und eine Vitamin-D-Supplementation nach dem Motto „Es wird schon nicht schaden“ in Erwägung ziehen (Martineau & Forouhi 2020). In diesem Fall sollten bei der unspezifischen Supplementation der gesunden Allgemeinbevölkerung Dosierungen zwischen 800 – 2.000 I.E./d angestrebt und die von der EFSA empfohlene Höchstdosis von 4.000 I.E./d (100 µg) aus guten Gründen nicht überschritten werden (Lanham-New et al. 2020). Insbesondere bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion muss zur Vermeidung von Gesundheitsschäden vor der unkontrollierten Einnahme höherdosierter Vitamin-D-Präparate gewarnt werden.
Und zum Schluss: Die wichtigsten Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe sind (neben dem Alter) Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 und metabolisches Syndrom. Zur Prävention ist daher ein grundsätzlich optimierter Ernährungsstatus mehr als empfehlenswert – und vermutlich wirksamer als die Einnahme einzelner Vitamin-Präparate (Muscogiuri et al. 2020). Entsprechende ernährungs- und gesundheitspolitische Maßnahmen wären angesichts der Corona-Pandemie eigentlich dringender denn je (Tan et al. 2020).
Update (07.01.2021): In einer methodisch hochwertigen genetischen Studien (Mendelsche Randomisierung) zeigen Amin & Drenos (2021), dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel, dem SARS-CoV-2-Infektionsrisiko und der COVID19-Krankheitsschwere gibt. Die Schlussfolgerung der Autoren: “We found no evidence that vitamin D is protective against SARS-CoV-2 infection or COVID-19 severity. The use of vitamin D supplementation to mitigate COVID-19 is not supported by the available data.”
Update (17.02.2021): Die bisher größte randomisiert-kontrollierte Studie zur Anwendung von Vitamin D bei COVID19-Patienten wird publiziert (Murai et al. 2021). 240 Patienten mit moderater bis schwerer COVID19-Erkrankung erhielen im Krankenhaus nach dem Zufallsprinzip entweder hochdosiertes Vitamin D3 (200.000 I.E.) oder ein Placebo-Präparat. Die Supplementation bewirkte zwar einen Anstieg des Vitamin-D-Spiegels. Aber: Es gab keinerlei Effekt auf die Sterblichkeit, die Krankenhausverweildauer, die Aufnahmehäufigkeit auf die Intensivstation oder die Notwendigkeit einer Beatmung. Die Schlussfolgerung der Autoren: “The study does not support the use of a high dose of vitamin D3 for treatment of moderate to severe COVID-19 in hospitalized patients.”
Update (14.05.2021): In seiner aktuellen Stellungnahme 015/2021 bestätigt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die oben gemachte Einschätzung der Datenlage. Bei Menschen der Risikogruppen (Abb. 1) ist es grundsätzlich sinnvoll, den Vitamin-D-Status durch Supplementation zu verbessern. Hintergrund ist die Prävention von Atemwegsinfekten vor allem im Winterhalbjahr – und zwar unabhängig von COVID-19. Das explizite Statement des BfR zur Frage der flächendeckenden Vitamin-D-Supplementation im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie ist auch im Mai 2021 eindeutig: “Eine generelle Empfehlung zur Einnahme von Vitamin D-Präparaten zur Vorbeugung einer SARS-CoV-2-Infektion oder eines schweren Verlaufs einer COVID-19-Er-krankung ist daher derzeit nicht begründbar.“
Update (19.05.2021): In einer amerikanischen Kohortenstudie (Li et al. 2021) wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Vitamin-D-Status und dem SARS-CoV-2-Infektionsrisiko gibt. Analysiert wurden die Daten von 18.148 Menschen aus den Jahren 2019 (vor der Pandemie) und 2020 (während der Pandemie). Da von diesen Studienteilnehmern der Vitamin-D-Status schon vor Beginn der Pandemie bekannt war, konnte nachträglich überprüft werden, ob sich diejenigen mit einem schlechten Vitamin-D-Status häufiger infizierten als diejenigen mit einem guten Vitamin-D-Status. Ergebnis: Es gibt keinen signifikanten Zusammenhang zwischen einer SARS-CoV-2-Infektion und einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel. “In this cohort study, we found no evidence for an independent association between low levels of vitamin D and SARS-CoV-2 seropositivity. These findings do not support the hypothesis that vitamin D plays a role in susceptibility to SARS-CoV-2 infection.”
Update (24.05.2021): Publikation des Cochrane Reviews zur Frage, ob Vitamin-D-Supplementation im Rahmen der COVID-19-Therapie wirksam ist (Stroehlein et al. 2021). Schlussfolgerung der Autoren: “There is currently insufficient evidence to determine the benefits and harms of vitamin D supplementation as a treatment of COVID‐19. The evidence for the effectiveness of vitamin D supplementation for the treatment of COVID‐19 is very uncertain.”
Update (14.09.2021): Nach einer weiteren genetischen Analyse (Mendelsche Randomisierung) der UK Biobank-Daten weisen Li et al. (2021) darauf hin, dass es in spezifischen Sensitivitätsanalysen zwar Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Spiegel und COVID-19-Verlauf gibt. Gleichzeitig betonen die Autoren aber, dass auch ihre genetischen Daten keinen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status COVID-19-Verlauf belegen. Ihre Schlussfolgerung: “The effect of vitamin D levels on the risk or severity of COVID-19 remains controversial, further studies are needed to validate vitamin D supplementation as a means of protecting against worsened COVID-19.”
Update (05.10.2021): Die aktualisierte S3-Leitlinie “Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19” der deutschen Fachgesellschaften wird publiziert. Die Empfehlung bzgl. Vitamin D bleibt eindeutig: “Vitamin D3 soll nicht bei hospitalisierten Patienten zur COVID-19-Behandlung verabreicht werden.”
Update (23.03.2022): Die Ergebnisse der britischen CORONAVIT-Studie werden als Preprint veröffentlicht (hier): 2.690 Erwachsene mit unzureichendem Vitamin-D-Status (25(OH)D <75 nmol/L) werden für sechs Monate auf drei Gruppen zufallsverteilt: 1. Vit. D 3.200 IU/Tag; 2. Vit. D 800 IU/Tag; 3. gar keine Vitamin-D-Gabe. Über den gesamten Zeitraum wird untersucht, ob es Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Häufigkeit von akuten Atemwegsinfekten sowie der Häufigkeit von COVID-19 gibt. Das Ergebnis: Keine Unterschiede zwischen allen drei Gruppen. Fazit der Autoren: “Among adults with a high baseline prevalence of vitamin D insufficiency, implementation of a test-and-treat approach to vitamin D replacement did not reduce risk of all-cause ARI or Covid-19.”
Update (12.09.2022): Die aktualisierte S3-Leitlinie “Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19” der deutschen Fachgesellschaften wird publiziert. Die Empfehlung bzgl. Vitamin D bleibt eindeutig: “Vitamin D3 soll nicht zur COVID-19-Behandlung verabreicht werden.” (Empfehlungsgrad A) Und weiter: “Analog zu anderen Erkrankungen, insbesondere bei schwer verlaufenden Erkrankungen mit notwendiger intensivmedizinischer Versorgung gibt es Beobachtungen, dass bei Patienten mit COVID-19 relativ häufig eine erniedrigte Vitamin-D3-Serumkonzentration vorliegt, welche möglicherweise mit der Krankheitsschwere korreliert. Hieraus lässt sich weder ein Kausalzusammenhang ableiten, noch ist damit eine Therapie mit Vitamin D3 gerechtfertigt.”
Update (08.12.2022): Consensus-Publikation von Bilezikian et al. “Consensus and Controversial Aspects of Vitamin D and COVID-19”. Fazit: “The low vitamin D status in COVID-19 patients might also reflect reverse causality. Vitamin D supplementation might have a positive role in COVID-19 prevention. The evidence supporting a beneficial effect of vitamin D treatment in decreasing the risk of COVID-19 complications is conflicting. Conclusive statement regarding the beneficial effect of vitamin D in this context await high-quality randomized controlled trials.”
Update (14.12.2022): Aktuelle Zusammenfassung der Datenlage zum fraglichen Effekt von Mikronährstoffen auf den COVID-19-Verlauf (Djordjevic et al. 2022). Fazit: “Emerging randomised controlled trials showed no effect of vitamin D on hospitalisation length and no effect of vitamin C and Zn on symptom reduction. Up to date, there is evidence neither for nor against the use of micronutrients in the treatment of COVID-19.”
Der ursprüngliche Beitrag erschien erstmals am 8.10.2020 in der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ 2020; 41: 48 – 50).
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Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Danke, das freut mich!
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung und die “Und zum Schluss:” Ermunterung unseren Ernährungsstatus zu überprüfen.
Vielen Dank für diese umfassende Information. Allerdings wüsste ich gerne noch, welches Vitamin D man – im Falle man es doch “präventiv” einnehmen möchte, nehmen sollte – Vitamin D3, D2 oder aktives Vitamin D? Vielen Dank für eine Antwort im Voraus
Die beiden Hauptvertreter der D-Vitamine, Cholecalciferol (D3) und Ergocalciferol (D2), besitzen praktisch dieselbe biologische Aktivität (1 µg = 40 I.E.) und unterscheiden sich somit zunächst nicht in ihrer Wirkung. Allerdings ist Vitamin D2 als Supplement möglicherweise geringfügig sicherer als Vitamin D3, da es auch in hohen Dosen zu einem weniger ausgeprägten 25-OH-D3-Anstieg im Blut führt. Bei Einhalten der Dosierungsempfehlungen (also max. 4.000 I.E./Tag zur unspezifischen Prävention) hat dies aber keine praktische Relevanz.
Vielen Dank für den ausführlichen Artikel und Lob für die ausführlichen Quellangaben. Ich las über den Vitamin-D-Status in Deutschland: Nur ein Drittel der Bevölkerung ist ausreichend mit Vitamin-D versorgt. Leider kümmert sich der Hausarzt überhaupt nicht darum und den Spiegel bestimmen zu lassen muss man selbst bezahlen. Ich musste meinen Mangel selber ermitteln und beseitigen. 0 Hilfe “Warum wollen Sie das wissen” fragte er mich. Ich war im Winter immer müde und depressiv gestimmt. Als ich dann das erste mal Vitamin-D einnahm (1.000 E/Tag) ging es mir schon nach 2 Tagen! deutlich besser. Ich kann jeden nur ermuntern zu supplemetieren. Als ich dem Apotheker berichtete, wie gut es mir geholfen hatte, sagte er “nehmen wir alle hier, jeden Tag” ach Danke antwortet ich, warum hat mir weder der Arzt noch Sie jemals einen Tip gegeben. Ich hatte mein Leben lang jeden Winter Probleme. Auch viele Infektionen. Nur durch eine Fernsehsendung vom NDR kam ich auf das Thema.
Ich selbst nehme seit ~ 20 Jahren Jan. bis März 1000 i.E./ Tag zum Essen (hell-häutig). Bis Nov. arbeite ~ 20 Stdn./ Woche im Garten – mein Antidepressivum – so dass meine Blutreserven bis Dez. ausreichen dürften. Spiegel bestimme ich nur in besonderen Fällen – dann als Kassenleistung. Afrikanern empfehle ich aber 3000 i.E. . https://www.aponet.de/artikel/vitamin-d-schuetzt-nicht-vor-depressionen-9236
Das klingt nach einem sehr guten Konzept!
Sehr geehrter Professor Smollich, niemand wird erwarten, das Vitamin D vor dem Virus schützt, oder vor dem Auslösen der Erkrankung. 12 Millionen Menschen in Deutschland haben kleiner 12ng/ml Vitamin D also viele auch nur 6 oder 7. Diese müssen ihren Speicher um 500 % auffüllen, wenn sie auf 35 nm/gl kommen wollen. Die Forschung im Schweinebereich hat ermittelt: Der Vitamin D gehalt im Blut spiegelt sich in den Schleimhäuten der Nase und des Rachens wieder, bei der Menge Abwehrmarker die man da findet. Stellen wir uns mal vor wir wären im Jahr 2019, niemand würde die Wichtigkeit eines guten Gehalts an Vitamin D bestreiten, ja hoffentlich unterstützen, das Menschen einer Wert über 25 bis 35 als Ziel haben. Heute ist jemand der es fordert, damit die körpereigene Abwehr funktioniert, schon fast ein Coronaleugner, Impfgegner, jemand der bei Politik, bei der Presse, bei den führenden Meinungsmachern in diesem Land ausgegrenzt wird. Danke für die Graphik, sie verdeutlicht wirklich wie gering 5 bis 10 ng/ml Vitamin D sind.
Hier nun eine weitere Interventionsstudie die den hohen Nutzen von VitD-Gaben in der Covid-Therapie zur Reduktion der Mortalität beweist:
https://doi.org/10.3390/nu12123799
Und Prävention ist besser als Therapie: Jeder Mensch sollte in diesen Zeiten einen Vitamin-D-Spiegel (25OHD) von mindestens 20 ng/ml besser > 30 ng/ml haben. Nur leider kennen die wenigsten ihren Spiegel und wissen nicht, dass laut RKI sogar 80% der Menschen in den Monaten Dez-Feb unterhalb 20 ng/ml liegen. Der 25OHD-Spiegel der Deutschen sinkt seit ca. Ende September jeden Monat um 20% und wir fragen uns, warum die Covid-Verläufe immer schlimmer werden.
Wäre schön, wenn sich die Herren Drosten und Wieler mal dazu äußern könnten und im Bundestag mal jemand Herrn Spahn darauf ansprechen könnte. In Großbritannien, wird VitD seit Anfang des Jahres an Bedürftige kostenlos abgegeben, leider in “homöopathischen” Dosen (400 IE täglich) mit denen sich ein Anheben des 25OHD-Spiegels in schützende Bereiche kaum erzielen lässt.
Zitat: “Wenn man die (relativ) Gesunden in die Vitamin-D-Gruppe packt und die (relativ) Kranken in die Kontrollgruppe, dann ist vorher klar, was herauskommt”
Wikipedia sagt dazu: “Randomisierung (…) ist ein Verfahren, bei dem die Versuchspersonen (zum Beispiel teilnehmende Patienten) unter Verwendung eines Zufallsmechanismus unterschiedlichen Gruppen zugeordnet werden. ”
Von Packen steht da nix – aber bin kein Fachmann!
Lässt sich also wohl bei so kleinen Gruppen nicht wirklich vermeiden. Könnte es vielleicht daran gelegen haben, das zu wenig Geld für die Studie genehmigt wurde???
Bei Remdesivir gab es ja “Unmengen” an Studien – aber war ja auch klar wer zahlt.
Es stimmt, dass es im Rahmen der Randomisierung (Zufallsverteilung) von kleinen Gruppen rein zufällig dazu kommen kann, dass die Gruppen ungleich zusammengesetzt sind. Um das zu verhindern, kann man statistische Verfahren nutzen oder die Gruppengröße erhöhen. Wenn man das nicht macht, kann es eben (wie im vorliegenden Fall) sein, dass die Aussagekraft durch die zufällig Ungleichverteilung beeinträchtigt wird.
Vielen Dank für den professionellen und soweit irgend möglich objektiven Artikel ohne irgend eine Werbung. Ich bin sehr froh, dass ich ihn in dem Wust von sehr vielen sonstigen, weniger evidenzbasierten und oft mehr oder weniger offensichtlich Werbezwecken dienenden Artikel entdeckt habe.
Vitamin D ist mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln ein großes Geschäft für Pharmaindustrie, andere Anbieter, Autoren und Alternativheilkundler – es geht um sehr viel Geld. Bei allen politischen Entscheidungen spielen neben der Sachlage natürlich auch die Kosten, der Lobbyismus und die “Befindlichkeiten” des Wahlvolkes eine Rolle.
Überlegenswert wäre es, Kosten für bewiesener Maßen nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksame Homöopathika stattdessen für eine “Grundversorgung” der Bevölkerung mit Vitamin D zu verwenden.
Wunder bei der Corona-Prophylaxe und damit die Lösung der Corona-Krise darf man sich, meiner Meinung nach, von Vitamin D nicht versprechen – auch Länder mit viel natürlicher UVB-Strahlung (Gebiete um den Äquator) wurden nicht von der Pandemie verschont.
“großes Geschäft” ist wohl leicht übertrieben. 5000 I/E Vitamin D3 pro Tag kosten 5 Cent Endverbraucherpreis. Das große Geld verdient die Pharma definitiv woanders… Mit dem Geld für eine Packung (10 Kps) weitgehend nutzloses Tamiflu, kann 3 bis 13 Jahre (!!!) Vitamin D3/K2 (1000 bis 5000 I/E / Tag) finanziert werden! Mit einem (oftmals sinnfreiem) PCR Test, das Ganze mal 3. Mit andern Worten: der Porsche und S-Klasse Anteil steigt bei den Labor-Inhabern und nicht bei den Vitamin D3 Hersteller und Vertreiber…
Es stimmt zwar, dass NEM wie Vitamin D absolut gesehen relativ günstig sind, aber die Marge ist trotzdem enorm und teilweise höher als bei Arzneimitteln. Denn: Bei NEM haben Sie praktisch keine Entwicklungskosten, die Rohstoffe sind extrem günstig, Sie brauchen keine klinischen Studien zum Wirksamkeitsnachweis finanzieren und Sie brauchen keine kostspieligen Zulassungsanträge bei den Behörden stellen. Dazu kommt: Es gibt ja gar keine Schwarz-Weiß-Trennung in “böse Pharma” und “gute NEM-Hersteller”, da es sich oft (über Konstrukte) um die identischen Firmen handelt.
Fragen an Prof. Dr. Smollich:
Bei Vitamin D Supplementen gibt es eine Anzahl von Präparaten mit zusätzlich Vitamin K.
Ist dies eine sinnvolle Ergänzung, empfehlenswert oder kann es auch bei Vitamin K zur Überdosierung kommen?
Wann ist eine Kombination von Vitamin D Einnahme mit Kalzium sinnvoll?
Ich bin über 60 Jahre alt, m. und denke an die Prophylaxe einer Osteoporose…
Wenn in Deutschland seit Jahren jeder Kinderarzt jedem Säugling bzw. jedem Kleinkind ohne Ausnahme über einen Zeitraum von mindestens 2 Jahren 400-500 IE Vitamin D3/Tag verschreiben muss, dann besteht die berechtigte Frage, warum ein erwachsener Mensch die offiziell empfohlene Menge von 800 IE Vitamin D3/Tag wegen eventueller Vergiftungen nicht überschreiten sollte?
500 IE Vitamin D3/ Tag sind bei einem z.B. 5 kg schweren Baby umgerechnet 100 IE Vitamin D3/ kg. Ich wiege z.B. 90 kg, d.h. um auf die vergleichbare Babydosis zu kommen, müsste ich jeden Tag eine Tagesdosis von unglaublichen “9000” IE Vitamin D3 nehmen, also ungefähr das 10fache der offiziell empfohlenen Tagesdosis von nur “800 IE” Vitamin D3.
Das sich der Stoffwechsel von Kleinkindern, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erheblich unterscheidet, kann man Dosisempfehlungen zwischen den verschiedenen Gruppen nicht einfach linear (bezogen auf das Körpergewicht) umrechnen. Die Details dazu werden von der EFSA detailliert erläutert: https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/161028
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Wenn die sicherlich unterschiedlichen Stoffwechselprozesse von Säuglingen und Erwachsenen einen körpergewichtsbezogenen Abweichungsfaktor von 10
bezüglich der empfohlenen EFSA Tagesdosen rechtfertigen bzw. berücksichtigen, dann müssten die Messwerte für den 25-OH Vitamin D-Spiegel bei einer regelmäßige Gabe über einen Zeitraum von z.B. zwei Jahren und den empfohlenen Dosen von 400-500 IE Vitamin D3/ Tag für Säuglinge bzw. 800 IE Vitamin D3/ Tag für Erwachsene, zu grundsätzlich gleich hohen Vitamin D3 Spiegeln innerhalb der beiden Personengruppen führen, oder liege ich da falsch?
Warum bekommen eigentlich alle Säuglinge in Deutschland eine zusätzliche Gabe von 400-500 IE Vitamin D3/ Tag von den Kinderärzten verschrieben?
Unsere Vorfahren haben im Säuglingsalter auch kein zusätzliches Vitamin D3 bekommen und trotzdem gab es keine vermehrten Fälle von Rachitis? Sollte nicht jede Mutter grundsätzlich in der Lage sein, ihr Kind bereits während der Schwangerschaft und nach der Geburt über die Muttermilch mit ausreichend Vitamin D3 versorgen zu können, wenn ihr eigener Vitamin D3 Spiegel hoch genug wäre? Wäre es also möglich, dass eventuell die Mütter in hiesigen Breitengraden heutzutage einen geringeren Vitamin D3-Spiegel haben als die Mütter unserer Vorfahren?
Weil unsere Vorfahren die meiste Zeit des Tages draussen in der Sonne waren, während wir teilweise mit Ach und krach auf eine halbe Stunde am tag kommen, in der wir dann gegebenenfalls auch noch dick mit Sonnencreme eingeschmiert sind. Die Hauptquelle für Vitamin D ist ja nicht die Ernährung, sondern das Sonnenlicht, durch das der Körper es selbst bildet.
Danke für die unvoreingenommene und gründliche Darstellung der Faktenlage!
Der Nutzen von Vitamin D in Hochdosierung bedarf gewiss einer gründlichen Untersuchung, bevor eine solche Therapie empfohlen werden kann. Das Auffüllen der Defizite jedoch scheint nicht nur vor dem Hintergrund der Covid 19 Situation eine sinnvolle Präventionsmaßnahme zu sein.
Aus allem, was Sie hier schreiben, leite ich eine klare politische Forderung ab: ein von den Krankenkassen finanzierter, jährlicher Test des Vitamin D-Status, zumindest für alle ab 65 Jahren, im Rahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes. Ich denke, es würde sich auch rechnen. Und es wäre ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg von der Krankheitsverwaltung zum Gesundheitswesen.
Die Prävention müsste meiner Meinung schon mit ca. 50 Jahren einsetzen. Jeder Bundesbürger sollte sich dann einmal pro Jahr beim Arzt/Labor kostenfrei den Vitamin D-Spiegel bestimmen lassen und dann dementsprechend substituieren. Rentenalter ist viel zu spät, den die ersten Gelenk-und Knochenbeschwerden bei Frauen beginnen bereits um das 50. Lebensjahr herum, mit dem Einsetzen der Wechseljahre…
L.G. Kath
In der Pandemie müsste sofort aufgrund der für “Infekte und schweren Vitamin D Mangel” klaren Datenlage und dem bekannten (!) Vitamin D Mangel der Älteren im deutschen Winter (und darüberhinaus im Lockdown-Winter 2021 auch immer Jüngere) Vitamin D z.B. gewichtsadaptiert empfohlen werden. Sicherer Rahmen hierfür 1000-4000 IE täglich JE NACH Körpergewicht, z.B. 30-50 IE/kg KG.
Guten Tag Herr Smollich,
ich kann ehrlich gesagt den edukativen Wert Ihres Beitrags nicht erkennen. Vor allem bewegt er sich fernab des echten Lebens. Da ich tgl. zahlreiche Patienten dazu motiviere, auf eigene Kosten den 25 OH Wert messen zu lassen, kann ich hier beitragen, dass JEDER, der nicht bereits supplementiert, im Mangel ist d.h. unter 30 ng/ ml. Fast JEDEN Tag habe ich einen Wert unter 10, teils junge Leute mit 4 ng/ ml. Ganz abgesehen davon, dass ich Ihnen deshalb die These von der umgekehrten Kausalität nicht abnehme, fügen Sie m.E. dem Ziel einer Verbesserung der Volksgesundheit mit Ihrer Argumentationslinie, die ich für fehlgeleitet halte, schweren Schaden zu. Halten Sie die von Ihnen zitierte Studie von 2013, auf deren Grundlage Sie 25 OH Vitamin D zu einem negativen Akute Phase Produkt machen wollen, bei einem Abfall des Wertes um 3 ng/ ml ehrlich für für erklärend? Mir kommt das doch sehr dünn vor und die Argumentation deshalb ausgesprochen konstruiert.
Die Gefahren liegen am unteren Ende der Vitamin D Skala und nicht am oberen, wenn man es nicht eben übertreibt und Werte über 150 ng/ ml anstrebt.
Die Córdoba Studie war eine Pilotstudie, und für mich bleibt die Aussage trotz der asymmetrischen Randomisierung bestehen. Ich wette, dass es bei größeren Fallzahlen bei dem Ergebnis bleiben wird.
Natürlich habe ich verstanden, dass es Ihnen um wissenschaftliche Fakten zu tun ist. Aber wozu bitte nützt es, hier die Botschaft zu verbreiten, dass Werte über 50 ng/ ml nicht angestrebt werden sollen, wenn das tatsächlich dazu führt, dass die ganzen Menschen, die mit 4 ng/ ml herum laufen, durch die resultierende Verunsicherung von der notwendigen Supplementierung abgehalten werden?
Ich habe rheumatische Arthritis und Diabetes Typ2. Bei meinem Krankenhausaufenthalt wurde bei mir ein Vitamin-D-Mangel festgestellt, und seitdem muss ich jede Woche einmal 20.000 Einheiten nehmen. Mir geht es seitdem auch viel besser als vorher. Auch muss ich sagen, dass ich seit vier Jahren keine Erkältung mehr hatte. Weshalb die Pharmaindustrie und die Ärzte kein Interesse haben Vitamin D zu supplementieren ergibt sich allein daraus, dass eine Jahreszugabe von Vitamin D kaum mehr als 20 € kostet. Und das will die Pharmaindustrie nicht. Gibt es ja nichts zu verdienen.
Es ist sehr gut, wenn Sie bei einem Mangel Vitamin D supplementieren und so in einen guten Bereich kommen.
Bzgl. des Hinweises auf die Pharmaindustrie: Es stimmt, die Pharmaindustrie will Geld verdienen. Aber haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Vitamin D genauso ein Geschäftsmodell ist? Die Hersteller von Vitamin-D-Präparaten haben großes Interesse daran, dass verbreitet wird, alle müssten am besten ganzjährig supplementieren. Viele der Vitamin-D-Anhänger auf Youtube usw. profitieren ebenfalls direkt oder indirekt vom Vitamin-D-Hype. Das ist auch ok, jeder kann Geld verdienen. Man sollte aber nicht so tun, als würde die “böse Pharmaindustrie” Geld verdienen, während die “gute Vitamin-D-Industrie” das nur aus Nächstenliebe betreibt.
Wenn ich z.B. Vorstandsvorsitzender eines großen milliardenschweren Pharmakonzerns wäre und registrieren würde, dass mein Unternehmen eventuell weniger Medikamente gegen “rheumatische Arthritis” oder “Diabetes Typ2” aufgrund irgendwelcher Vitamin D-Anhänger verkauft, dann hätte ich schon ein berechtigtes Problem damit. Ich denke, dass ist auch absolut menschlich, man hat ja auch eine unternehmerische Verantwortung. Unter Umständen würde ich sogar kostspielige und aufwändige Studien unterstützen, um die Nichtwirkung von Vitamin-D Spiegel ≥ 30 ng/ml in einer randomisiert kontrollierten Studie nachzuweisen und die Ergebnisse dann möglichst publikumswirksam veröffentlichen, weil ich ja weiß bzw. ahne, dass Vitamin D-Spiegel ≥ 30 ng/ ml kaum Vorteile bringen. Auf eine randomisierte kontrollierte Studie, basierend auf einen Vitamin D Spiegel ≥ 20 ng/ml, würde ich mich als Unternehmen nicht einlassen wollen. Als bösen Pharmaindustriellen würde ich mich auch nicht sehen und rein juristisch gesehen wäre ich definitiv auf der sicheren Seite. Schließlich wäre jeder Leser meiner Vitamin-D Studie selber dafür verantwortlich, wie er die Studienausgangssituation interpretiert.
Zitat: “Zur Prävention von grippalen Infekten, von viralen Atemwegserkrankungen und auch von Influenza ist eine Vitamin-D-Supplementation nur dann wirksam, wenn vorher ein Vitamin-D-Mangel bestand (2-OH-D3-Konzentration im Blutserum < 30 nmol/l; entspr. < 12 ng/ml)"
Darunter findet sich eine Grafik aus der klar hervorgeht das in Deutschland im Winter (Dez – Feb.) abgelesen/geschätzt ca. 50 % einen Wert unter 30 nmol/L haben – oder wie soll ich diese Grafik sonst verstehen. Der Verlauf in der Grafik würde auch den Verlauf der Coronainfektionen im jahreszeitlichen Mittel gut erklären.
Merkwürdigerweise wird diese Abb. 1 im Text nicht kommentiert – oder habe ich da was übersehen?
Das Fazit aus den beiden Zusammenhängen wäre eine dringende Empfehlung an die deutsche Bevölkerung ihren Vitamin-D Spiegel zu überprüfen und ggf. anzupassen. Und dass ohne klinischen Beweis. Irgendwie haben sie in Ihrem Artikel gerade bewiesen das eine Vitamin-D-Substitution bei 50 Prozent der Bevölkerung angebracht wäre – was sind die Konsequenzen?
Zwei Punkte: Sie haben Recht, dass die Grafik zeigt, dass in den Wintermonaten in Deutschland ein Großteil der Menschen unzureichend mit Vitamin D versorgt ist. Deshalb spricht ja auch überhaupt nichts dagegen, dass all diese Menschen mit Vitamin-D-Unterversorgung Vitamin D supplementieren. Um das zu “beweisen” braucht es aber natürlich nicht meinen Artikel, sondern das ist ja allgemein bekannt (und belegt).
Andererseits beweist die Grafik natürlich nicht, dass die saisonale Häufung von Corona-Infektionen eine Folge des Vitamin-D-Mangels ist. Es ist einfach eine Korrelation, und vermutlich trägt der schlechte Vitamin-D-Status dazu bei, aber beweisen (Kausalität) tut so eine Beobachtung dennoch nichts. Die gleiche Korrelation hätten Sie, wenn Sie in die Grafik auftragen würden, wie häufig Winterreifen genutzt werden. Nur weil zwei Dinge gleichzeitig auftreten, liegt ja keine Kausalität vor. Weitere Erklärungen dafür, weshalb es im Winter zur Häufung grippaler Infekte kommt könnten (neben dem schlechten Vitamin-D-Status) beispielsweise auch sein: kalte Temperatur (dadurch geringe Durchblutung der Schleimhäute), überheizte Räume (dadurch Austrocknung der Schleimhäute) oder die Tatsache, dass sich im Winter mehr Menschen eng in geschlossenen Räumen aufhalten als im Sommer (dadurch höhere Ansteckungsrate).
Zitat: “kalte Temperatur (dadurch geringe Durchblutung der Schleimhäute), überheizte Räume (dadurch Austrocknung der Schleimhäute) oder die Tatsache, dass sich im Winter mehr Menschen eng in geschlossenen Räumen aufhalten als im Sommer (dadurch höhere Ansteckungsrate).” Das ist sicherlich richtig, zudem stellt sich dann allerdings die wichtige Frage, warum die Infektionssterblichkeit (nicht die Fallsterblichkeit) bei Covid 19 z.B. im November nicht so hoch war wie jetzt im Februar, obwohl temperaturmäßig, raumklimatechnisch und kulturell nahezu die gleichen Bedingungen herrschen? Der bis März/ April weiter fallende Vitamin-D Spiegel innerhalb der Bevölkerung könnte dann dem fallenden Vitamin-D Verlauf der Bevölkerung entsprechend zu einem weiteren Anstieg der Infektionssterblichkeit führen. Der Anstieg der registrierten Corona-Infektionen im November fällt kurventechnisch mit einem durchschnittlichen Vitamin-D Spiegel von etwas über 20 ng/ ml zusammen. Influenzaerkrankungen treten vermehrt bei Vit-D < 15-17 ng/ ml auf. Diesen Level erreicht die Bevölkerung im Durchschnitt im Dezember, Januar. Das ist auch der Zeitpunkt, ab der Influenzaerkrankungen saisonal vermehrt auftreten. Sollten sich die noch nicht geklärten Vermutungen bestätigen, dass ein durchschnittlicher Vitamin-D Wert von etwas über 20 ng/ ml also eine Art Umkehrpunkt darstellt, dann könnte ziemlich präzise vorhergesagt werden, ab welchem Monat sonnenbedingt die registrierten Corona-Infektionen bei gleichbleibenden Coronamaßnahmen abnehmen dürften.
Das wäre dann erst Mitte Juni der Fall.
Man könnte das aktuell im März erhöhte Covid-19 Ausbruchgeschehen (bei sicherlich konstanten und gleichen AHA-Maßnahmen) in Kitas und Schulen unter den 2-12 Jährigen theoretisch mit der ansteckenderen und anscheinend tödlicheren britschen Corona-Mutation B.1.1.7 erklären.
Um diese weit verbreitete Theorie genau zu überprüfen, bräuchte man innerhalb der Grundschulen oder Kitas bei einem Corona-Ausbruchgeschehen nur die Proben zu sequenzieren. Dann wüsste man mehr.
Falls sich dann aber herausstellt, dass für die vermehrten Ausbrüchen
auch die alten herkömmlichen Coronavarianten verantwortlich sind, könnte der Vitamin-D Spiegel dafür verantwortlich sein, der Ende März/ Anfang April wie jedes Jahr in Deutschland am niedrigsten sein wird.
Das die 2-14 Jährigen bislang weitestgehend von schweren Coronaverläufen verschont wurden oder die Coronainfektionen innerhalb dieser Gruppe eher asymptomatisch verliefen, könnte dann auch damit zusammenhängen, dass diese Bevölkerungsgruppe (oft draußen) im Durchschnitt den höchsten Vitamin-D Spiegel hat.
Analog der oben beschriebenen jahreszeitlichen Vitamin-D Verlaufstheorie würden Ende März/ Anfang April die meisten symptomatischen Covid19-Fälle innerhalb eines Kalenderjahres auftreten.
Im August würde dann folglich der Anteil der symptomatischen Covid19-Fälle am niedrigsten sein, weil dann der durchschnittliche Vitamin-D Spiegels innerhalb der deutschen Bevölkerung am höchsten ist.
Also wenn z.B. durch rein zufällig verteilt durchgeführter PCR-Tests von 100 positiv getesteten Personen Anfang April nur z.B. 20 davon asymptomatische Verläufe haben, würde demnach eine Vergleichsmessreihe im August dazu führen, dass von 100 positiv getesteten Personen dann z.B. 90 Personen asymptomatische Covid19 Verläufe haben und nur 10 Personen
davon symptomatisch erkranken.
Um diese Annahme zu belegen, könnte man jetzt im April und später im August zufällig verteilt Covid19-Tests vornehmen und die Anzahl der asymptomatischen Fälle im April bzw. die Anzahl der asymptomatischen Fälle im August gegenüberstellen. Dann wüsste man mehr.
Bezug auf meinen vorherigen noch nicht genehmigten Kommentar. “Der Anstieg der registrierten Corona-Infektionen im November fällt kurventechnisch mit einem durchschnittlichen Vitamin-D Spiegel von etwas über 20 ng/ ml zusammen.” Statt “November” habe ich “Anfang Oktober” gemeint.
Sie haben so schön beschrieben aus welchen Gründen die Studien fehlerhaft und deshalb als Beweisführung ungeeignet sind. Ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus führen damit ad absurdum. Wie können die Ergebnisse der selben methodisch unzureichenden Untersuchungen am Ende dazu führen, dass Sie daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass Vitamin D sowieso nichts bringt. Damit gehören Sie doch auch in die Gruppe von Bloggern und Influencern, die eigene persönliche Meinungen verbreiten. Wo sind denn Ihre verlässlichen und methodisch einwandfreien Studien, die Ihre wahllose Behauptung untermauern?
Wenn es kein Medikament gibt, das gegen Corona hilft, dann bleibt am Ende für einzelne Betroffene nur ein gut funktionierendes Immunsystem um mit dem Virus fertig zu werden. Also kann doch überhaupt nichts dagegen sprechen, auf seinen Vitamin D Status zu achten. Alle Experten, die sich pro Vitamin D äußern betonen ausdrücklich, dass der Status bei einer Supplementierung unbedingt erhoben werden muss. Die wahnwitzige Angstmacherei vor Vergiftungen mit Vitamin D sind an den Haaren herbeigezogen. Korrigieren Sie diese Aussage bitte, wenn es hierzu ordnungsgemäß durchgeführte Studien gibt, ich habe keine gefunden.
“Ernaehrungsmedizin.blog liefert wissenschaftlich fundierte Informationen…”, die Sie zum Thema vielleicht nachliefern sollten.
Lieber Herr Müller, es ist doch ganz einfach: Da die genannten Studien wie erläutert eben aus methodischen Gründen nicht aussagekräftig sind, sind sie nicht als Beweis dafür geeignet, dass die Vitamin-D-Supplementation wirksam wäre. Meine Schlussfolgerung (wenn Sie genau lesen) ist deshalb, dass wir es nicht wissen. Und als Wissenschaftler ist ganz klar: Wenn es für eine Intervention keinen Wirksamkeitsnachweis gibt, dann sollte man es nicht machen. Angesichts der Tatsache, dass wir kein wirksames Medikament haben, schreibe und zeige ich ja auch, dass es insgesamt wichtig ist, keinen Vitamin-D-Mangel zu haben – deshalb auch die Grafik dazu. Man kann durchaus vermuten, dass ein hochnormaler Vitamin-D-Spiegel sich günstig auf die Prognose von COVID-19 auswirkt, aber mit den aktuellen Studien ist das eben nicht mehr als das – eine Vermutung. Die Warnung vor Vitamin-D-Überdosierung ist übrigens (leider) NICHT “an den Haaren herbeigezogen”: Sowohl in der Literatur als auch in meiner eigenen Erfahrung gab es Patienten, die durch Vitamin-D-Überdosierungen derartig schwere Nierenschäden erlitten haben, dass sie dialysepflichtig wurden (https://www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/Archiv/2017-42.html).
Auf diese beiden Fällen wird sehr oft verwiesen. Wie hoch ist denn jeweils der Vitamin-D Spiegel bei Patient A und Patient B gewesen? Gibt es einen “absolut eindeutigen” Beweis, dass die 10.000 IE bzw. die 20.000 IE Vitamin-D Nahrungsergänzung/ Tag für die Hyperkalzämie verantwortlich gewesen ist? Es muss doch irgendwann eine randomisiert kontrollierte Studien oder Ähnliches gegeben haben, in der die potentielle Vergiftungsgefahr durch Vitamin-D eindeutig nachgewiesen wurde. Nur zwei dokumentierte Fälle dürften doch nicht ausreichen, um daraus seriöse Dosis-Empfehlungen abzuleiten. Wie viele Vitamin-D-Vergiftungsfälle gibt es denn jährlich in Deutschland, gibt es dazu einen Bericht oder Vergleichbares?
Die meisten Coronamaßnahmen basieren auf Vermutungen, ohne das es einen entsprechenden Wirksamkeitsnachweis gibt. Trotzdem werden hierzulande Coronamaßnahmen aufgrund dieser sicherlich gerechtfertigten Vermutungen beschlossen, ohne dass vorher der perfekte Beweis dazu gebracht wurde. Das ist auch absolut verständlich, die Regierung darf eben keine Zeit verlieren.
Was mich aktuell sehr irritiert ist, dass zurzeit sehr viele Medien die RKI und DGE-Vermutung, dass ein guter Vitamin-D-Spiegel sich günstig auf die Prognose von COVID-19 auswirken könnte, inklusive der DGE-Empfehlung, wie man diesen erreichen könnte, “komplett ignorieren” oder verfälscht wiedergeben, aber den rechtlich abgesicherten DGE-Satz “keine pauschale Empfehlung für eine Vitamin-D-Supplementation möglich” so auslegen, als wäre von den DGE-Experten eindeutig nachgewiesen worden, das Vitamin-D keinen Einfluss auf die Pandemie hat und die Gabe von Vitamin-D überflüssig und gefährlich ist. Für die meisten Leser, die diese Zeitungsartikel konsumieren, dürfte damit das Thema Vitamin-D und
Corona beendet sein. Diese aktuell ablehnenden und berechnenden Artikel in den Medien halte ich für sehr gefährlich und die verfälschten Schlussfolgerungen entsprechen keineswegs dem, was die DGE und das RKI mit ihren Meldungen eigentlich mitteilen wollten, nämlich dass auf einen Vitamin-D Spiegel > 20 ng/ ml geachtet werden sollte.
Das ist ein wichtiger und richtiger Punkt. Tatsächlich äußern sich ja weder DGE noch RKI (noch ich selbst hier auf den Blog-Seiten) grundsätzlich gegen eine Vitamin-D-Supplementierung. Ganz im Gegenteil: Es ist völlig unstrittig, dass der Vitamin-D-Spiegel auf jeden Fall mindestens 20 ng/ml betragen soll – und wenn man dazu Supplemente braucht, dann ist das absolut sinnvoll. Genau das ist ja auch die Aussage der Graphik im Blog-Beitrag: Vitamin D sollte mind. bei 20 ng/ml liegen, besser ist vermutlich der Zielbereich zwischen 30 – 50 ng/ml (grüner Bereich in der Graphik).
Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob mein Kommentar der “Zensur”, sprich Moderation zu Opfer fällt. 🙂
In unserer Familie waren wir zu viert an Covid 19 erkrankt, hatten alle sehr leichte Verläufe bei einem Vitamin-D Spiegel der bei uns allen zwischen 80 und 90 ng/ ml lag und das beim Vorliegen von reichlich erheblichen Risikofaktoren.
Es freut mich für Sie, dass Sie leichte COVID-19-Verläufe hatten, aber dass das am Vitamin D lag, ist damit natürlich nicht bewiesen. Sie wissen ja nicht, wie Ihre Verläufe gewesen wären, wenn Ihr Vitamin D nicht bei 80-90 ng/ml gelegen hätte, sondern bei 50 ng/ml. Eben dafür gibt es wissenschaftliche Studien mit Kontrollgruppen. Die Aussagekraft so einer Anekdote ist praktisch nicht vorhanden, tut mir leid. Mein Opa hat auch sein Leben lang täglich Zigarren geraucht und ist bei bester Gesundheit 100 Jahre alt geworden – daraus kann man auch nicht ableiten, dass Rauchen gesund wäre.
Hallo Herr Smollich, bevor Sie weiterhin auf ein paar “blutleeren” Pharmastudien herumreiten, die alsolut zu nichts führen, außer zur Verunsicherung von Menschen beizutragen, hier zu Ihrer Aufklärung ein Interviev mit Prof. MD Roger Seheult, der seine Behauptungen zu Vitamin D3 z.T. auf eine Metastudie mit über 17 Millionen Personen und über 10.000 Covid 19-Toten stützt.
Wer es danach immer noch nicht versteht, dem kann man etweder schon fast wissenschaftliche Naivität oder fundamentale wirtschaftliche Interessen unterstellen.
MfG
T. Seibert
Hallo Herr Seibert, da Sie wirtschaftliche Interessen unterstellen: diese liegen wohl eher in dem von Ihnen empfohlenen Video (bzw. dem dahinterstehenden Unternehmen)… 😉 Man kann nämlich nicht nur mit Arzneimitteln Geld verdienen, sondern auch mit Supplementen (für die keine teuren Wirksamkeitsnachweise erforderlich sind). Schicken Sie mir gerne die genannte Studie, dann gebe ich ein wissenschaftliches Feedback dazu.
Reichlich erheblichen Risikofaktoren, welche? Dünne – bessere Vitamin-D-Spiegel – UND erkranken selten schwer an COVID 19. “The need for invasive mechanical ventila-tion was associated with severe obesity and was independent of age sex, diabetes, and hypertension.” https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/oby.22831
zahllose E-Mails an Ärzte und Politik verschickt, alle Antworten der Technokraten haben einen ähnlichen Tenor: man wagt nicht auszusprechen, das im Pandemie Winter 2021 dringend und sofort Vitamin D empfohlen werden muss. Einem guten Immunsystem, angeführt von Vitamin D ist egal, welche Virus Mutation es bekämpft! in der Lockdown Dauerschleife riskieren wir nicht mehr zu heilende Schäden psychischer und finanzieller Art für nachfolgende Generationen und ungerechte Berufsverbote ganzer WirtschaftsZweige!
Die Diskussion ist endlich richtig eröffnet. Die DGE hat sich eindeutig positioniert. Da im Winter zwischen 80 und 90% der Bevölkerung keine ausreichende Spiegel haben und ein möglicher Zusammenhang besteht, sollte umfassend substituiert werden, und zwar ohne zu messen. Prof. Linseisen ist mein Held.
Auch wenn die Nephrologen, Prof. Smollich und die Endokrinologen wieder dagegen argumentieren, ist für mich die Datenlage ausreichend für diese eindeutige Empfehlung der DGE.
Leider ist die empfohlene Dosierung suboptimal.
Und wir vermindern sogar noch 30.000 Krebstote jährlich, siehe DKFZ , Februar 2021
Es geht hier nicht um Meinungen, sondern um Ergebnisse klinischer Studien. Und die liefern bisher eben keinen Wirksamkeitsnachweis für Vitamin D zur Prävention bzw. Therapie von COVID-19. Selbst die im Februar 2021 publizierte S3-Leitlinie (!) “Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19” konstatiert zu Vitamin D explizit: “Vitamin D3 soll bei hospitalisierten COVID-19-Patienten zur COVID-19-Behandlung nicht verabreicht werden.” (https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-001l_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19__2021-02.pdf). Das ist keine Einzelmeinung im Rahmen irgendwelcher Diskussionen, sondern das ist die Studien-basierte Schlussfolgerung dieser Fachgesellschaften:
– Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)
– Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)
– Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)
– Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
– Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI)
– Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM)
– Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (GTH)
– Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
– Deutscher Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council; GRC)
– ARDS Netzwerk Deutschland
– Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)
– Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
– Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
– Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
Denken Sie, überall dort sitzen nur Leute, die einfach zu dumm sind, um die vermeintliche Vitamin-D-Wirkung zu erkennen oder die keine Studien interpretieren können?
Das wahre Problem ist ein anderes: Die Studien, die eine vermeintliche “Wunderwirkung” von Vitamin D gezeigt haben, wurden zwischenzeitlich wegen grober Rechenfehler und methodischer Mängel zurückgezogen (z. B. diese Studie, die vermeldet hatte, Vit D könne die COVID19-Sterblichkeit um 60% senken: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3771318) oder mit Warnhinweisen wegen zahlreicher Fehler versehen (z.B. hier: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0240965). Nur diese Rückrufe bzw. Warnungen vor Falschmeldungen schaffen es nicht in die Schlagzeilen, sondern dort verfängt die ursprüngliche, später revidierte Sensationsmeldung.
Die von Ihnen verlinkte Calcifiediol-Studie ist innerhalb von nur einer Woche nach dem Erscheinen regelrecht zerfetzt und vernichtet worden und direkt vom Lancet Server entfernt worden (anbei ein aktueller Link zur besagten Studie https://statmodeling.stat.columbia.edu/wp-content/uploads/2021/02/SSRN-id3771318.pdf). Die Frage ist deswegen natürlich gerechtfertigt, warum das Interesse so unverhältnismäßig groß ist, mit scheinbar großem Aufwand die Mängel der Studie, d.h. die Nichtwirkung von harmlosen Vitamin D3 bzw. Calcifediol in Bezug auf Covid-19 aufzuzeigen?
In der durchgeführten Krankenhaus-Studie hat die Gabe von Calcifediol zu keinerlei unerwünschten Nebenwirkungen geführt, warum sollte es auch? Aus diesem Grund erscheint die geballte Aufregung um die Calcifediol-Studie als absolut unverständlich.
Die Studie hat sicherlich große Mängel und wirkt improvisiert. Die bereits von Ihnen angeführten ” groben Rechenfehler und methodischen Mängel” werden im Resultat ergeben haben, dass die Kontrollgruppe im Durchschnitt einen etwas niedrigeren Vitamin D Spiegel von Ø 12 ng/ml gegenüber Ø 15 ng/ml bei der Calcifediolgruppe hatte. Die “groben Rechenfehler und methodischen Mängel” haben anscheinend als Fortsetzungsfehler zu der Abweichung von 3 ng/ml geführt, die sich auf die Studienergebnisse ausgewirkt haben dürften. Für die Einordnung dieser Abweichung dürfte ein Bezugssystem zwischen 0 ng/ml-40ng/ml realistisch sein, da sich u.a. das RKI bei der Bewertung des Vitamin-D-Spiegels auf den Bereich zwischen 0-40 ng/ml bezieht. In diesem Bezugsystem beträgt die prozentuale Abweichung zwischen 15 ng/ml und 12 ng/ml also folglich nur 7,5 Prozent. Diese Abweichung von 7,5 Prozent innerhalb der beiden Gruppen und nicht die eigentliche Calcifediol-Gabe soll also laut vieler Studienkritiker dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Covid-19 Sterblichkeit in der Calcifediol-Gruppe um 60 Prozent geringer war als in der Kontrollgruppe.
Die Covid-19-Gesamtsterblichkeit in der Kontrollgruppe lag bei 15 %. Die in der Studien dokumentierte Covid-19-Sterblichkeit von 15 % erscheint doch grundsätzlich recht plausibel und realistisch, weil die Covid-19-Gesamtsterblichkeit in deutschen Krankenhäusern ähnlich hoch ist (diese liegt bei ca. 18 Prozent). Die 15 % Covid-19 Sterblichkeit gemäß der Studie dürfte sich mit den statistischen Sterblichkeitsraten in anderen spanischen Krankenhäusern decken, wodurch die statistischen Fehler bei der Randomisierung relativiert und eingeordnet werden könnten.
Die eigentliche Kernaussage der Studie ist aber doch trotz der offensichtlichen Studienmängel, dass aus der größeren Calcifediol-Gruppe eben nur 6,5 Prozent gestorben sind, anstatt der dann üblichen 15 % der Covid-19 Patienten, die in ein spanisches Krankenhaus eingeliefert werden.
Zudem kommt noch eine Besonderheit in der Studie, die anscheinend bislang kaum berücksichtigt oder beachtet wurde. Es sind in der Calcifediolgruppe mehr Menschen gestorben als überhaupt beatmet wurden. Das unterscheidet die Calcifediolgruppe von der Kontrollgruppe, weil relativ gesehen mehr Patienten aus der Kontrollgruppe beatmet wurden. Dies hätte sich doch in erheblichen Maßen positiv auf die Sterblichkeit in der Calcifediolgruppe auswirken müssen, da man davon ausgeht, dass weltweit ungefähr 50 % der beatmeten Covid-19 Patienten überleben. Anscheinend ist die Kontrollgruppe aus ethischen? oder sonstigen Gründen gegenüber der Calcifediolgruppe bevorzugt worden. Eine Gleichbehandlung (d.h. faire Verteilung der Beatmungsplätze innerhalb der beiden Gruppen) hätte dann höchstwahrscheinlich zu einer noch geringeren Covid-19 Sterblichkeit < 6,5 % innerhalb der Calcifediolgruppe geführt.
Die verlinkte Studie ist definitiv keine Studie nach Lehrbuch, aber am Ende erscheinen die Ergebnisse aufgrund der oben genannten Gründen doch so überzeugend zu sein, dass es aus ethischer Sicht eigentlich keinen Grund dafür gibt, auf Calcifediol in deutschen Krankenhäusern zu verzichten.
Sehr geehrter Herr Smollich,
ich nehme an Sie kennen diese Studie der Universität Kopenhagen von 2010 “Sonne unverzichtbar für starkes Immunsystem”
“…T-Zellen brauchen unbedingt ausreichende Mengen an Vitamin D im Blut, um in Aktion treten und entsprechend funktionieren zu können.”
https://cordis.europa.eu/article/id/31850-more-sun-means-a-better-immune-system/de
Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20208539/
Nach diese Studie ist keine Aktivierung von T-Zellen möglich, wenn kein
Vitamin-D zum aktivieren dieser zur Verfügung steht. Ein wichtiger Punkt hierbei ist auch, dass dabei Vitamin-D verbraucht wird, so das dadurch der Vorrat im Blut abnimmt.
Da es ja unbestritten ist, dass bei vielen schwer Erkrankten COVID-19 Patienten ein sehr niedriger Vitamin-D Spiegel gemessen wird, ist es dann nicht naheliegend, dass dieser Mechanismus der Grund für die schweren Verläufe ist.
Dadurch lassen sich auch die verschieden Krankheitsverläufe der COVID-19 Erkrankung in Abhängigkeit vom Vitamin-D Spiegel in 2 Sätzen leicht erklären.
Zum Aktivieren von T-Zellen verbraucht der Körper Vitamin-D. Ist der Vorrat aufgebraucht aber es sind noch Viren vorhanden gewinnt das Virus, oder verbleibt länger im Körper, so das verspätete Schäden auftreten und die Erholung lange dauern kann.
Von daher hier diese Fragen:
Ist noch ein anderer Mechanismus bekannt, durch den Z-Zellen aktiviert werden?
Falls das nicht der Fall ist, wie soll dann Erkrankter, der noch Viren in sich trägt, aber dessen Vitamin-D Vorrat aufgebraucht ist, diese wieder loswerden?
Christian Wiechering
Kiel
Sehr geehrter Herr Wiechering, die von Ihnen genannte Studie untersuchte einen Mechanismus an isolierten Zellen im Labor. Daraus kann man keine Evidenz für irgendeine Wirksamkeit bei Menschen ableiten. Solche Versuche dienen dazu, Hypothesen zu generieren, die dann in klinischen Studien an Menschen überprüft werden müssen. Nicht alle Dinge, die biochemisch plausibel sind, funktionieren auch in der Realität. Das ist nicht meine Meinung, sondern die Realität der medizinischen Forschung…
Sehr geehrter Herr Smollich,
ist es nicht an der Zeit, die Studie mit Mendelscher Randomisierung, die im Update vom 7.1.2020 genannt wird aus Ihren Referenzen oben zu ersetzen, da inzwischen klar ist, das bei dieser Studie die Vitamin-D Bildung durch UV Strahlung nicht berücksichtigt wurde und deshalb kein Nutzen festgestellt wurde. In dieser Studie vom 14.9.2021 wurde das berücksichtigt: https://www.nature.com/articles/s41598-021-97679-5. Ein Satz der Studie lautet „Umgebungs-UVB war stark und umgekehrt mit einem COVID-19-Krankenhausaufenthalt und Tod verbunden“
Christian Wiechering
Kiel
Vielen Dank für diesen Hinweis! Ich habe die von Ihnen genannte Studie in die Aktualisierungen des Vitamin-D-Artikels aufgenommen:
Update (14.09.2021): Nach einer weiteren genetischen Analyse (Mendelsche Randomisierung) der UK Biobank-Daten weisen Li et al. (2021) darauf hin, dass es in spezifischen Sensitivitätsanalysen zwar Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Spiegel und COVID-19-Verlauf gibt. Gleichzeitig betonen die Autoren aber, dass auch ihre genetischen Daten keinen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status COVID-19-Verlauf belegen. Ihre Schlussfolgerung: “The effect of vitamin D levels on the risk or severity of COVID-19 remains controversial, further studies are needed to validate vitamin D supplementation as a means of protecting against worsened COVID-19.”
Ergänzend auch der Hinweis auf die am 05.10. veröffentlichte Aktualisierung der S3-Leitlinie “Stationäre Therapie von Patienten mit COVID19”; die Leitlinienempfehlung sämtlicher deutscher Fachgesellschaften bleibt eindeutig: “Vitamin D3 soll nicht bei hospitalisierten Patienten zur COVID-19-Behandlung verabreicht werden.”
Meiner Meinung nach stellt sich schon seit längerer Zeit die Frage, ob die Entscheidung der Fachgesellschaften(DIVI), den Patienten eine Behandlung mit Vitamin-D vorzuenthalten, noch ethisch vertretbar ist.
Damit man später nicht die konkrete Zahl der Toten als Folge der Behandlungsanleitung benennen kann, hat die DIVI aber schon mal vorgesorgt.
Die DIVI empfiehlt nämlich in Ihrer Behandlungsanleitung den Vitamin-D Wert von Patienten nicht zu messen, obwohl bekannt ist, dass bei schwer erkrankten Patienten sehr häufig ein Mangel vorliegt, dem man ausgleichen müsste, wenn das weiß.
S3-Leitlinie – Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19
„…Vor diesem Hintergrund spricht die Leitliniengruppe eine starke Empfehlung gegen den Einsatz von Vitamin D3 aus. In diese Entscheidung wurden neben der fehlenden Evidenzgrundlage auch die breite Verfügbarkeit bei niedrigen Kosten, das Vermeiden von Fehlanreizen zur Selbstmedikation und potenziell schädliche Wirkungen durch Überdosierung einbezogen. Aufgrund der fehlenden therapeutischen Konsequenz wird die regelhafte Kontrolle des Serumspiegels bei COVID-19 Patienten ebenfalls nicht empfohlen.“
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/113-001LGl_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19_2021-10_1.pdf
Da man somit nicht konkret weiß welcher Patient einen Mangel hat, wird es später schwer im Einzelfall zu beweisen, das ein Patient aufgrund der Behandlungsanleitung unnötigerweise gestorben ist.
Ist mit „potenziell schädliche Wirkungen durch Überdosierung einbezogen“ eigentlich gemeint, das Ärzten im Krankenhaus nicht zugetraut wird, Vitamin-D nicht richtig dosieren zu können, oder wer ist damit gemeint?
Ausgerechnet „niedrige Kosten“ eines Medikamentes werden als Argument gegen eine Anwendung genannt. Hat man sich vielleicht aus finanziellen Interessen so entschieden, und hofft noch ein Medikament zu finden an dem richtig verdient werden kann?
Inzwischen gibt es noch eine (Doppelblind) Studie in der Patienten mit Calcifediol, der schnell wirksamen Form von Vitamin-D, behandelt wurden. Diese wurde in mehreren Kliniken im Iran durchgeführt.
Den Patienten wurde eine Dosis von 25ug calcifediol (entspr. 3000-6000 I.E. Cholecalciferol ) oder ein Placebo verabreicht.
“Treatment with 25-hydroxyvitamin D3 (calcifediol) is associated with a reduction in the blood neutrophil-to-lymphocyte ratio marker of disease severity in patients hospitalized with COVID-19: a pilot, multicenter, randomized, placebo-controlled double blind clinical trial”
https://www.endocrinepractice.org/article/S1530-891X(21)01259-3/fulltext
Abschluss der Studie:
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die tägliche Anwendung von 25 μg oralem 25(OH)D3 sicher und wirksam ist, um die …Serumkonzentrationen bei Erwachsenen mit COVID 19 zu erhöhen und die Immunfunktion durch Erhöhung des Lymphozytenanteils aufrechtzuerhalten. … Tatsächlich zeigten unsere Ergebnisse, dass die 25(OH)D3-Intervention das Verhältnis von Neutrophilen zu Lymphozyten bei den COVID-19-Patienten signifikant verringerte, was mit verbesserten klinischen Ergebnissen einherging.“
Vital Studie ACR Session Information 7.11.2021
“Vitamin-D und Omega 3 Fettsäuren senken Risiko von Autoimmunerkrankungen um 25-30%”
“Vitamin D and Marine n-3 Fatty Acid Supplementation and Prevention of Autoimmune Disease in the VITAL Randomized Controlled Trial”
https://acrabstracts.org/abstract/vitamin-d-and-marine-n-3-fatty-acid-supplementation-and-prevention-of-autoimmune-disease-in-the-vital-randomized-controlled-trial/
Diese Auswertung der VITAL-Studie ist in der Tat interessant, da die Ergebnisse einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-/Omega-3-Supplementation und Autoimmunerkrankungen suggerieren. Allerdings handelt es sich hier bislang lediglich um ein Kongressabstract ohne Vollpublikation, sodass die Details der Analyse noch nicht beurteilt werden können. Aber die Publikation wird ja sicherlich noch folgen.
Hier eine neue Studie zur Behandlung mit Vitamin-D in Form von Calcidiol wie bei der
Cordoba Studie
Türkei Medizinische Fakultät Cerrahpasa 12.November 2021
“Rapid and Effective Vitamin D Supplementation May Present Better Clinical Outcomes in COVID-19 (SARS-CoV-2) Patients by Altering Serum INOS1, IL1B, IFNg, Cathelicidin-LL37, and ICAM1 ”
“Eine schnelle und effektive Vitamin-D-Supplementierung kann bei COVID-19-Patienten (SARS-CoV-2) bessere klinische Ergebnisse liefern, indem sie die Serum-INOS1, IL1B, IFNg, Cathelicidin-LL37 und ICAM1 . verändert”
“Eine Vitamin-D-Behandlung verkürzte den Krankenhausaufenthalt in COVID-19-Fällen auch bei Vorliegen von Komorbiditäten. Die Behandlung mit Vitamin D senkte die Sterblichkeitsrate um das 2,14-Fache. Es wurde festgestellt, dass eine Vitamin-D-Supplementierung bei verschiedenen Zielparametern wirksam ist; Daher ist es ein wichtiger Parameter für den Verlauf von COVID-19, und Serum-Vitamin-D-Spiegel und Korrelationsanalysen zwischen diesen Parametern bestätigen diese Schlussfolgerung. ”
https://www.mdpi.com/2072-6643/13/11/4047
Herr Somollich, ich habe auf Twiller diesen Text von Ihnen gelesen:
“Nur 3 % der Kinder sind optimal mit #VitaminD versorgt. Der @BVKJ
empfiehlt derzeit die Vitamin-D-Supplementation lediglich für die ersten zwei Lebensjahre. Diese Empfehlung sollte bis ins jungendliche Alter ausgeweitet werden.”
Ist es nicht dringen geboten, dass diese Empfehlung bezüglich der COVID-19 Pandemie
von offiziellen Stellen so schnell wie möglich übernommen wird, damit
dies Bevölkerungsweit bekannt wird, und dadurch möglichst wenig Kinder und Jugendliche schwer an Covid-19 erkranken.
Die zahlreichen Studien, in denen eine Vitamin-D Supplementation Vorteile gebracht
hat, müssten doch inzwischen ausreichend bewiesen haben, das eine Vitamin-D Supplementation auch kausal wirkt.
In dem Artikel fehlen mir total die Cofaktoren. Auf diese wird nicht eingegangen. Wenn man Vitamin D3 sublementiert und hat eine Unterversorgung an den Cofaktoren, dann hilft es auch nicht. Und die Studienlage auf die sie sich im Artikel beziehen, dass man dann eher davon ausgeht, dass die Patienten erst nach der Krankheit im Krankenhaus einen Mangel erleiden, läßt für mich die Schlußfolgerung zu, dass die Patienten bereits vor der Einlieferung in einem Mangel gewesen sein müssen, denn wenn sie gut versorgt gewesen wären, dannw äre der Spiegel nicht so schnell abgefallen, dass sie in einen Mangel kämen. Weiter frage ich mich, wie ein Mensch auf einen Spiegel über 50ng/l kommen soll, wenn er maximal 4000 i.E. ohne Cofaktoren sublementiert in Europa. Das ist fast unmöglich in Europa. Die meisten Menschen verbrauchen schon täglich 10.000 i.E., sprich die Erhaltungsdosis liegt bei den meisten Menschen in diesem Bereich. Ich halte diese Studien für nicht aussagekräftig genug, zumal in ihnen nicht ersichtlich ist, wie sich die Teilnehmer ernährt haben (Krankenhausessen ist nicht Vitaminreich), wie ihr Lifestyle sonst war und ob sie mit Cofaktoren ausreichend versorgt waren und wurden. Alles sehr schwammig für mich.
Hier eine Studie, in der molekulare Mechanismen zwischen Vitamin-D und Lungenzellen von COVID-19 Erkrankten untersucht wurden. Dabei wurden mehrere Mechanismen im Detail untersucht.
Autokrine Vitamin-D-Signalgebung schaltet entzündungsfördernde Programme der TH1- Zellen aus
“Autocrine vitamin D signaling switches off pro-inflammatory programs of TH1 cells”
https://www.nature.com/articles/s41590-021-01080-3?proof=tr
Die in der Studie beschrieben Details werden wahrscheinlich nur wenige verstehen
aber es lohnt sich allein wegen der Vielfalt von Grafiken einen Blick in die Studie zu werfen.
Zusammengefasst wurde folgendes in der Studie untersucht:
“Wir fanden , T H 1-schiefe CD4 + T – Zellantworten in der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit (BALF) von Patienten mit COVID-19. Da es sich um eine komplementreiche Mikroumgebung handelt, untersuchten wir die molekularen Mechanismen, die das geordnete Abschalten der TH 1-Reaktionen, die durch CD46-Engagement induziert werden, steuern. Wir fanden heraus, dass CD46 ein zelleigenes VitD-Signalsystem induziert, das es T-Zellen ermöglicht, VitD sowohl vollständig zu aktivieren als auch darauf zu reagieren. Dieser Prozess wurde durch epigenetisches Remodeling und die Rekrutierung von vier wichtigen Transkriptionsfaktoren (TFs), VitD-Rezeptor (VDR), c-JUN, STAT3 und BACH2 eingeleitet. Zuletzt haben wir diese Signalwege in CD4 + T-Zellen aus dem BALF von mit SARS-CoV2 infizierten Patienten untersucht und festgestellt, dass sie beeinträchtigt sind.”
Ein paar interessante Sätze der Studie möchte ich hier erwähnen.
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“..Diese Daten zeigen, dass entzündungsfördernde Funktionen von IL-6 durch die Produktion von entzündungshemmendem IL-10 in Gegenwart von VitD in menschlichen T-Helferzellen eingeschränkt oder abgewendet werden können ( 3f )….
Wir bestätigten die Repression von IFN-γ und IL-17 und die Induktion von IL-10- und IL-6-Proteinen in VitD-behandelten T-Helferzellen (Erweiterte Daten Abb. 7b ) und stellten eine starke Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen VitD-Konzentrationen und diesen Wirkungen fest
….
Insgesamt zeigten diese Daten die Existenz eines Komplement-induzierten intrazellulären autokrin/parakrinen VitD-Systems, das die T-Zell-Abschaltung fördert….
Diese Daten zeigen, dass entzündungsfördernde Funktionen von IL-6 durch die Produktion von entzündungshemmendem IL-10 in Gegenwart von VitD in menschlichen T-Helferzellen eingeschränkt oder abgewendet werden können ( 3f ).
…..
Versuche, CD4 + T-Zellen von der Entzündungsstelle zu untersuchen, waren aufgrund der schnellen Apoptose von Patientenzellen erfolglos, aber unsere In-silico-Analysen deuten entweder auf eine Fehlregulation des VitD-Programms bei COVID-19 oder auf einen einfachen Substratmangel/-mangel (VitD) hin, dass den epidemiologischen Zusammenhang erklären könnte.”
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Auch hier wurden, wie in der Studie aus Kopenhagen von 2010, Prozesse des Immunsystems in Detail geklärt, die die Wichtigkeit einer guten Versorgung mit Vitamin-D
unterstreichen.
Daher hier noch einmal der Hinweis auf die Studie aus Kopenenhagen mit der sich die
unterschiedlichen Verläufe einer COVID-19 Erkrankung, und auch das schnelle Kippen des Verlaufes einer Erkrankung nach mehreren Tagen, abhängig von Vitamin-D Vorrat im Blut, leicht erklären lässt.
https://cordis.europa.eu/article/id/31850-more-sun-means-a-better-immune-system/de
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“Sonne unverzichtbar für starkes Immunsystem”
…T-Zellen brauchen unbedingt ausreichende Mengen an Vitamin D im Blut, um in Aktion treten und entsprechend funktionieren zu können..
Sind keine ausreichenden Mengen dieses Vitamins im Blut verfügbar – so die Forscher – blieben die Zellen in einem schlafähnlichen Zustand und seien daher unfähig zur “Aktivierung” und somit zur gezielten Bekämpfung fremder Krankheitskeime.
…
Ist eine T-Zelle mit einem Krankheitserreger konfrontiert, fährt sie eine Art Signaleinrichtung oder “Antenne” – einen Vitamin-D-Rezeptor – aus, mit dem sie nach dem Vitamin sucht. Die T-Zelle benötigt das Vitamin D also dringend. Fehlt es, wird die Aktivierung der Zelle eingestellt. Kann die T-Zelle nicht auf ausreichend Vitamin D im Blut zugreifen, findet nicht mal ansatzweise eine Mobilisierung statt.”
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Studie:
“Vitamin D controls T cell antigen receptor signaling and activation of human T cells”
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20208539/
Vitamin-D ist also ein Verbrauchmaterial bei der Virenbekämpfung.
Die verschiedenen Verläufe der Erkrankung (5 bis 15 Tage nach Beginn der Erkrankung
verändert sich leichter Verlauf schnell in schweren) deuten darauf hin, das bei den
Erkrankten mit einem defizitären Status , die Virenbekämpfung nur bis zu dem Zeitpunkt funktioniert, an dem der Vitamin-D Vorrat aufgebraucht ist.
Schön wäre es, wenn man auch in Deutschland bei genügend COVID-19 Erkranken
die Veränderung des Vitamin-D Wertes während der Erkrankung erfassen würde, um diesen Zusammenhang zu beweisen.
Das dürfte auch kein ethisches Problem sein, denn wenn man nach der Behandlungempfehlung der DIVI geht, hält diese Vitamin-D für so wenig wirksam, das sie nicht einmal empfiehlt den Vitamin-D Wert von Erkrankten nachzumessen, obwohl bekannt ist, dass dieser meist defizitär ist.
Zu diesen immunologisch sehr interessanten Daten kann man klar sagen: Nichts davon belegt eine klinische Wirkung der Vitamin-D-Supplementation bei COVID-erkrankten Menschen. Es handelt sich um Labordaten aus Zellkulturen und Mäusen, und mit sehr viel Erfahrung in der präklinischen Erfahrung kann man sagen, dass Labordaten mit Daten an lebenden, echten Menschen gleichzusetzen sind. Die Erfahrung der präklinischen Forschung lehrt, dass nur die Daten aus Humanstudien relevante Schlussfolgerungen für die klinische Anwendung erlauben. Labordaten dienen lediglich dazu, Hypothesen zu generieren und Konzepte zu entwickeln, die man dann in Humanstudien überprüfen muss.
Zum Jahreswechsel möchte ich auf 2 Grafiken im Zusammenhang mit Vitamin-D aufmerksam machen.
Die erste Grafik zeigt den Verlauf der COVID-19 Pandemie in Andalusien, wo Erkrankte seit Dezember 2020 mit Calcidiol, der schnell wirksamen Speicherform von Vitamin-D behandelt werden.
Die zweite Grafik zeigt den Verlauf der Pandemie in Ländern, die ihre Bevölkerung auf eine Vitamin-D Supplementation hingewiesen haben, und den Verlauf der Pandemie in Deutschland
https://www.kiwiw.de/public/ZweiWegeZurReduzierungDerCovid19Sterblichkeit.htm
Ich hoffe die Grafiken regen zum Nachdenken an.
Korrelation kann keine Kausalität beweisen. Egal wie suggestiv die Grafiken aussehen. Sollte inzwischen jeder wissen. Klapperstorch-Häufigkeit und Geburtenrate korrelieren auch.
Sehr geehrter Herr Smollich,
bei den Ländern, die ihrer Bevölkerung eine Vitamin-D Supplementation empfohlen haben, sticht besonders Irland hervor. Vor allem dort ist die Fallsterblichkeit nach der mehrfachen Empfehlung der Regierung zur Vitamin-D Supplementation deutlich gesunken.
Wenn die Fallsterblichkeit dort aus dem Grund gesunken ist, weil mehr Bürger Vitamin-D Supplementieren, dann wäre die Wirkung, auch wenn es eine Beobachtung ist, doch kausal.
Man kann natürlich bezweifeln, dass eine Vitamin-D Einnahme der Grund für das Sinken der Fallsterblichkeit dort ist, muss dann aber einen anderen Grund dafür finden.
Leider habe ich keine Daten zur Veränderung des Vitamin-D Status der Irischen Bevölkerung gefunden, es liegt aber nahe, dass dieser gestiegen ist, da die Empfehlung mehrfach publiziert wurde und zusätzlich ein ausführlicher Report veröffentlich wurde, mit dem die Empfehlung begründet wurde.
Das ist eine interessante Hypothese, aber wie Sie selbst schreiben ist das natürlich kein kausaler Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Versorgung und der COVID-Fallsterblichkeit. Es stimmt, dass es diese Empfehlungen gab, aber es gibt keinen Beleg dafür, dass eine relevanter Anteil der Bevölkerung diesen Empfehlungen gefolgt ist, dass das dann zu einem relevanten Anstieg der Vitamin-D-Konzentration im Blut geführt hat, und dass das dann wiederum kausal zu einer besseren Prognose geführt hat. Wer diese Hypothese aufstellt, sollte sie durch Daten belegen können.
Hier eine Studie aus Israel, die den Beweis der Kausalität einer Vitamin-D Supplementation weit voranbringt.
In der Studie wurde aus den gemessenen 25 OH Werten von Patienten vor der Erkrankung, und der typischen jahreszeitlichen Veränderung des 25 OH Wertes, der 25 OH Wert zum Zeitpunkt der Erkrankung berechnet.
Mit diesem Wert und dem Alter des Patienten lies sich der Krankheitsverlauf gut vorhersagen.
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Pre-infection 25-hydroxyvitamin D3 levels and association with severity of COVID-19 illness
…Basierend auf den Werten vor der Infektion hatten Patienten mit Vitamin-D-Mangel (< 20 ng/ml) eine 14-mal höhere Wahrscheinlichkeit für eine schwere oder kritische Erkrankung als Patienten mit 25(OH)D ≥ 40 ng/ml (OR, 14; 95 % KI, 4 bis 51; p < 0,001). Ein unabhängiger Risikofaktor für eine schwere COVID-19-Erkrankung war das Alter."
Die aktuellen Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit einem in den zwei Jahren vor der COVID-Diagnose einmalig nachgewiesenem Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-Verlauf haben. Da Vitamin D eine wichtige Funktion für die normale Immunfunktion besitzt, ist es zwar plausibel, dass ein Vitamin-D-Mangel schwere Verläufe begünstigt. Eine solche Kausalität kann diese retrospektive Beobachtungsstudie aber nicht beweisen. Dazu bräuchte man eine randomisiert-kontrollierte Studie, in der ein Teil der Proband*innen eine Vitamin-D-Supplementation erhält und der andere nicht. Eine weitere Möglichkeit, um einen möglicherweise vorhandenen kausalen Zusammenhang zu prüfen, ist die Mendelsche Randomisierung. Dies wurde schon Ende 2020 von Amin & Drenos durchgeführt; diese Analyse widerlegten (schon 2020!) klar einen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status und COVID-19-Krankheitsschwere: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34308111/
Wie können die aktuellen Studiendaten erklärt werden? Ein schlechter Vitamin-D-Status ist Indikator für verschiedene Gesundheitsrisiken, die ihrerseits das Risiko für einen schweren COVID-Verlauf erhöhen. Bsp. ist der Vitamin-D-Status sehr niedrig bei Menschen mit Adipositas, bei Pflegebedürftigen/bettlägrigen Patienten, bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status, bei Menschen mit chronischen Stoffwechselkrankheiten usw. Das diese Menschen schwerer an COVID-19 erkranken als andere, liegt vermutlich nicht am Vitamin-D-Status, sondern an dem zugrundeliegenden Gesundheitsrisiko.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, einen Vitamin-D-Mangel durch Supplementation zu beheben. Die zusätzliche Gabe darüber hinaus hat aber keinen Benefit, wie die angehängte Studie zum kausalen Zusammenhang belegt.
Danke für das Teilen der wichtigen Informationen, die besonders in Zeiten von Corona sehr interessant zu lesen sind. Dank dieses tollen Artikels habe ich Neues erfahren. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!